Michael Peter beginnt das Gespräch mit einer Frage. Der Frage, was an ihm denn interessant sei für einen Journalisten. „Ich bin Entwickler und Bauträger, es gibt doch spannendere Themen“, sagt er, und nicht für einen Augenblick käme man auf den Gedanken, das könnte Koketterie sein. Es interessiert ihn wirklich. Wer Michael Peter kennt, beschreibt ihn als bescheidenen Menschen – in seinem Auftreten, nicht in seinem Anspruch, das ist natürlich ein Unterschied. Zurückhaltend hat ihn der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung anlässlich der Auszeichnung mit der Goldenen Bürgermedaille 2022 genannt – und seine „gigantische Leistung“, wie Jung sagte, gewürdigt: Die P&P Group habe Fürth „entscheidend und nachhaltig geprägt“. Als Immobilieninvestor und -entwickler ist die Gruppe mit Hauptsitz in Fürth im Stadtbild unübersehbar, sie ist längst weit über Franken hinausgewachsen und unterhält Standorte in München, Frankfurt am Main und neuerdings in Berlin und in London.
Foto: Edgar Pfrogner / VNP
Aber wer wissen will, wie alles begann, kommt im 70-Einwohner-Dorf Diebach bei Neustadt an der Aisch an. Ein Häuschen dort – „in hellem Blau“, wie er sagt – hat Michael Peter als junger Mann selbst aufwendig renoviert, es war sein erstes Eigenheim, jedes Wochenende verbrachte er auf der Baustelle. Fleiß, Ausdauer, Disziplin, Konzentration: Diese Tugenden schätzt er. Aber er stieß an Grenzen, bis heute, sagt Peter und lacht, „kann ich keine Fliesen verlegen“. Sonderlich geschickt, meint er, sei er in dieser Hinsicht wohl nicht, und das Ja auf die Frage, ob er das Handwerk bewundert, fällt sehr betont aus. Mit dem „inneren Antrieb, etwas aufbauen zu wollen, hatte ich immer Menschen um mich herum, die mir geholfen haben“. Dass er ein Unternehmen mit 130 Mitarbeitern und inzwischen mehr als drei Milliarden Euro Transaktionsvolumen leiten würde, stand nicht in seinem Lebensentwurf.
„Das alte Geschirr aus dem ersten Haushalt steht noch im Büro“
„In jungen Jahren“, sagt Michael Peter, „sieht man keinen roten Faden, man entdeckt sich erst einmal selbst“. Michael Peter kam 1971 im schwäbischen Waiblingen zur Welt, aufgewachsen ist er im fränkischen Uffenheim, sein Vater war, wie schon der Opa, Pharmazie-Unternehmer im Drogerie-Großhandel. Er erinnert sich lebhaft an den Großvater, „das schmiedeeiserne Tor vor seinem Haus, das uns so riesig vorkam“, den Vater begleitete er auf Geschäftsreisen. „Eine frühkindliche Prägung“ sei es gewesen, „das Unternehmertum zu spüren – und ein Gefühl der Geborgenheit, ein Urvertrauen“. Urvertrauen: Ein schöneres Geschenk kann es nicht geben für ein Kind.
Nach dem Abitur begann Michael Peter eine verkürzte Lehre am Bau, „relativ orientierungslos“ sei er noch gewesen, für ein Studium, hatte ihm der Vater gesagt, bleibe später immer noch Zeit. Nach einer zweiten Lehre als Bauzeichner wollte er sich für Architektur einschreiben, aber der Vater starb mit nur 54 Jahren – und Michael Peter begann sein Berufsleben beim Ingenieurbüro Würffel in Neustadt an der Aisch, „als Kofferträger“, wie er erzählt: „Und ich habe gemerkt: In der Praxis lerne ich schnell – ich habe manches mitgenommen und manches dortgelassen.“ Das Urvertrauen: Mit nur 24 Jahren machte Michael Peter sich selbstständig, „eher noch naiv“ sei er das wohl angegangen, „aber in dem Alter hat man auch nicht viel zu verlieren“. Als Häuslebauer in Diebach – „ich mag die schwäbische Art, etwas schaffen zu wollen“, sagt der gebürtige Waiblinger – hatte er schon erlebt, was ihn fortan faszinieren würde: Altes, „das einmal wunderschön war“, neu zu beleben, zu revitalisieren. Vita, Leben, „ich mag dieses Wort sehr“, sagt Michael Peter. „Das Gefühl, wenn wieder Leben einzieht…“ – er macht eine kurze Pause, „ja, das macht mich glücklich“.
In seinem Fürther Büro steht nebst einer alten Esstischlampe aus Diebach auch das Frühstücksgeschirr aus dem ersten Haushalt, orangefarben, eine zerbrochene Tasse ist immer noch ein kleiner Verlust. Wer etwas aufbaut, muss auch etwas bewahren wollen – und, wenn es sein muss, auch einmal einen Schritt zurück gehen. „Du kannst Tempo machen, aber nicht drei Schritte auf einmal“, das hat er früh gelernt. Wachstum: Es ist noch ein Lieblingswort von Michael Peter, „was gesund ist, wächst“, sagt er und ist dann noch einmal im landwirtschaftlichen Franken seiner Kindheit, bei den Wachstumsknoten in den Getreidehalmen. Gerste, Weizen, „ein schönes Bild“ sei das: „Man sieht das Wachstum nicht immer, es gibt Phasen der Regeneration und Phasen des Sprießens.“ Wachstum ohne Substanz, Wachstum um des Wachstums willen: Das sei das ungesunde Wachstum, ein Wachstum, das keine Werte schafft – „Unternehmen, die explodieren, aber nie Geld verdienen“. Wer sich mit ihm unterhält, lernt einen sehr aufmerksamen Mann kennen.
Er hört zu, fragt nach, und wenn er von Werten spricht, dann erzählt er sehr offen auch von Selbstzweifeln, von einer „Phase der Erschöpfung“, die er einmal erlebte, von Zweifeln an seinem Tun, vom „Verlust der Konzentration auf das Sinnhafte“. „Der Gedanke, dass wir Steuern zahlen“, habe ihm dann geholfen. Michael Peter sammelt Kunst. „Give and take“, gib und nimm, so heißt eine Skulptur des spanischen Künstlers Lorenzo Quinn, sie steht in seinem Büro, zwei Hände auf einer Halbkugel, eine gebende, eine nehmende – „eine tolle Aussage“ nennt es Peter, „und eine gute Form zu leben“.
Eine halbe Million Euro für Hilfen in der Corona-Krise
Im Jahr 2011 gründete der Familienvater mit zwei Söhnen im Alter von 13 und 15 Jahren die Stiftung P&P Vita, die benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützt – überall dort, wo P&P investiert, „das schiebt dann auch den Stadtteil nach vorn“. Geben und Nehmen: „Es ist ein Kreislauf“, sagt Peter, und, nein, „als Gutmensch“ sehe er sich deshalb nicht. Dass die Stiftung mit Beginn der Corona-Pandemie eine halbe Million Euro für Einrichtungen der Metropolregion spendete, erzählt er nicht, und erst später, beim Blick in den Notizblock, wird einem auffallen, dass er nicht einmal das Wort von der sozialen Verantwortung benutzt hat. „Machen hilft“, dieser Satz von ihm steht unterstrichen im Block, er hatte es über seine Anfänge als Unternehmer gesagt – aber wahrscheinlich sind es zwei Worte, die Michael Peter gut beschreiben.
Nach drei Jahrzehnten leitet nun Eva-Maria Zurek das Deutschland-Geschäft von P&P, eine Frau – in einer „leider immer noch sehr männlich geprägten Branche“, wie Michael Peter sagt: „Es ist wirklich ein Geschenk, eine so energetische PowerFrau im Betrieb zu haben.“ Er selbst baut gerade den Standort Großbritannien auf, die Investment-Plattform Rivus Capital als Kreditgeber und Partner für junge Unternehmen hat eine nachhaltige Urbanisierung im Blick: Environment, Social, Governance, kurz ESG, so heißt das im Wirtschaftsdeutsch und meint Umwelt, Soziales, Unternehmensführung. „Faszinierend“ nennt es Michael Peter, sich mit Luftfiltern und Wasserkreisläufen zu beschäftigen, „existenziellen Themen“. Vita, Leben, sein Antrieb, er lerne jeden Tag dazu. „In London beginne ich erst“, sagt er, „keiner kennt mich, die Dimensionen verschlagen einem die Sprache“.
Peter fühlt sich erinnert an die Jahre, als alles begann, man merkt ihm die Freude am Neuen an. Er nennt auch das „einen Kreislauf“: Etwas Sinnvolles zu tun, macht Freude, und Freude ist die schönste Motivation. „Deutschland, Franken, Fürth, die Region, der wir alles zu verdanken haben: Das wird unser Rückgrat bleiben“, sagt Michael Peter – noch lange, der Gründer sieht die P&P Group als „generationsübergreifendes Unternehmen“, spricht aber dabei nicht von seinen Söhnen, die „nach ihrer Passion leben sollen“. Nein, das Unternehmen soll „aus sich selbst heraus leben“, nachhaltig, konjunkturunabhängig, „alle Entscheidungen sind an dieser Vision orientiert“. Michael Peter lächelt. „Auch die Stiftung“, sagt er, „wird mich überleben“.
Aus Fürth über London in die weite Welt
Sein Lieblingsplatz in Fürth? „Das Flair“, sagt Michael Peter. Mit seiner P&P Group hat er das schwer zu vermittelnde ehemalige City-Center zu einer attraktiven Einkaufsund Freizeitmeile mit 60 Läden umgebaut. „Kraft und Energie“ habe es gebraucht dafür, sagt Peter, dass das Konzept aufgeht, sieht er mit Freude.
Die Liste der Fürther P&P-Projekte ist lang: Das Carrera-Gebäude, rund 60.000 Quadratmeter ehemalige Quelle-Liegenschaften, das Baureferat in der Rudolf-Breitscheid-Straße, die ehemalige Otto-Schule mit dem Stadtmuseum und manches mehr, aktuell gehört der Hornschuch-Campus an der Stadtgrenze zu Nürnberg dazu.
P&P investiert in Unternehmen, Objekte und Projekte, in die das Unternehmen laut eigener Einschätzung einen „echten Mehrwert“ einbringen kann. Nachhaltigkeit, sagt Peter, sei dabei „Teil unserer DNA“. Die P&P Group wird dabei künftig „wesentlich breiter aufgestellt sein als bisher“ – mit Büros nun auch in Berlin und London. P&P werde sich „dem Kapitalmarkt weiter öffnen“ und mit der Marke Rivus Capital über Kapitalbeteiligungen „zu einem internationalen Player werden“, so Peter. Er sei „felsenfest davon überzeugt“, dass die Internationalisierung „eine der bedeutendsten und besten Entscheidungen in unserer Unternehmensgeschichte ist“.
Quelle: „Machen hilft“ – Hans Böller, Zeitungsartikel in den Nürnberger Nachrichten, 28.06.23, Seite 3